Sitzgruppenleiter

Was machen eigentlich Sitzgruppenleiter?

Weiterbildung

Was machen eigentlich Sitzgruppenleiter?

Sitzgruppen in der Tradition von Willigis Jäger

In ganz Deutschland und darüberhinaus gibt es Meditationsgruppen, in denen Zen und Kontemplation in der Tradition der Willigis Jäger Linien geübt wird.

Geleitet werden die Gruppen zum Teil von ernannten Lehrerinnen und Lehrern der beiden Linien, häufig aber von Menschen, die einfach selbst regelmäßig meditieren und für andere einen Raum dafür zur Verfügung stellen möchten.

Eine Sitzgruppenleiterin definiert ihre Rolle selbst so: “Sitzgruppenanleiter:innen sind also zuerst einmal Menschen mit einer eigenen kontinuierlichen, oft sogar jahrzehntelangen Meditationspraxis. Sie vertiefen ihre Übung in regelmäßiger Begleitung von autorisierten Lehrer:inne:n der beiden durch Willigis Jäger gegründeten Linien „Leere Wolke“ (Zen) und „Wolke des Nichtwissens“ (Kontemplation). Ihr ehrenamtliches Engagement als Anleiter:innen ermöglicht es anderen Menschen in ihrem unmittelbaren Lebens- oder Arbeitsumfeld, einen gemeinsamen Raum zu finden, um die Übung der Stille in Form der Sitzmeditation zu praktizieren.“

In diesem Rahmen organisieren Sitzgruppenleiter:innen die Örtlichkeit, legen die Meditationszeiten fest, leiten die Rituale an und halten häufig mit ihrem Engagement und ihrer Präsenz die Gruppe „zusammen“. Woher kam die Idee eine eigene Gruppe zu gründen?

Warum eine Sitzgruppe gründen?

Die Wege zur Kontemplation oder zum Zen führen oft über persönliche Begegnungen, über den beruflichen Hintergrund, aber auch manchmal über Krisen und Krankheit. Irgendwann ist dann der Wunsch entstanden, die eigene Praxis weiter zu vertiefen und mit anderen zu teilen.

Bei der letzten Ausbildung für zukünftige Sitzgruppenleiter:innen gab es eine Rentnerin, die Lust auf eine ehrenamtliche sinnstiftende Aufgabe hat, ein Lehrer, der Zazen für Kolleg:innen und Schüler:innen anbieten möchte, einen MBSR-Lehrer mit dem Wunsch nach einer Meditationsgruppe „ohne Ziel“, eine Ärztin, deren Mission es ist, Achtsamkeit in das Gesundheitswesen zu bringen, und Menschen, die einfach mit anderen gemeinsam regelmäßig sitzen und Interessierten diese Möglichkeit bieten möchten.

„Ich möchte gerne einen (ehrenamtlichen) Beitrag für unsere Gesellschaft leisten und habe überlegt, was gut zu meinen Möglichkeiten und Fähigkeiten passt und mir zugleich wertvoll für unsere Gesellschaft erscheint. Einen Ort anzubieten, der durch die kontemplative Meditation eine Erfahrung der Ruhe, Achtsamkeit, des Friedens und des Verbundenseins ermöglicht, halte ich für wertvoll, weil diese Erfahrung auch unser Denken und Handeln im Alltag positiv beeinflussen kann.“ (Andrea Hufnagl)

Unterschiedliche Absichten für die Teilnahme

Einige Teilnehmer:innen der Ausbildung haben ihre Absicht und Motivation mit uns geteilt und zeigen wie vielfältig diese sind.

„In unserer Sitzgruppe wechselten wir uns in der Leitung wöchentlich ab, sodass ich schon länger Erfahrung darin habe. Mangels Ausrüstung und, sagen wir: spiritueller Aufsicht beschränkte sich diese Leitung jedoch auf ein Minimum an Ritualen. Diese wollte ich genauer verstehen.“ (Sebastian Albert)

„Wichtig wurden mir Fragen nach Türöffnern und Stolpersteinen vor, während und nach der Sitzgruppen-Gründung.“ (Ulrike Sauer)

„Eigentlich habe ich nur teilgenommen, weil ich dachte, ein Zertifikat könnte es leichter machen, einen Raum und Teilnehmende zu finden. Ich hatte nicht erwartet, dass mir die Ausbildung so viele neue Impulse vermittelt. Das war für mich eine echte Überraschung!“ (Andrea Hufnagl)

Rollenverständnis und Rituale

Für alle, die sich mit dem Gedanken tragen, eine Sitzgruppe mit den Übungswegen Zen oder Kontemplation in der Tradition von Willigis Jäger zu gründen, ist es relevant, die eigene Rolle, gerade auch in Abgrenzung zu einem spirituellen Lehrer zu reflektieren. Ein Sitzgruppenleiter ist ohne die Ernenneng zum Zen- oder Kontemplationslehrer nicht qualifiziert, spirituelle Vorträge zu halten, Menschen auf ihrem spirituellen Weg zu begleiten oder umfassende Einführungen in die Meditation zu geben.

Sitzen in Stille mit Klangschale

Die Kenntnis bestimmter Rituale, ein Grundverständnis von Zen und Kontemplation in der Tradition der Willigis Jäger Linien und eine längere eigene Meditationspraxis sind für die Aufgabe wichtig.

„So ist mir im Rahmen der Ausbildung noch bewusster geworden, wie wichtig meine innere Haltung und Klarheit sind (zum Beispiel warum möchte ich eine Sitzgruppe anbieten, wie offen soll die Gruppe für Teilnehmenden mit unterschiedlichen Vorerfahrungen und Haltungen sein, wie achtsam bin ich beim Ausführen der Rituale, was meint „Kontemplation“ und wie gut kann ich es anderen erklären). Zudem wurden wichtige organisatorische Fragen thematisiert, die ich bisher noch gar nicht bedacht hatte. Sehr interessant war, Genaues über die Rituale zu erfahren. Ich weiß jetzt, wann, warum und wie Hölzer, Klangschale und Gong geschlagen werden, und kann mich ganz anders mit diesen Ritualen verbinden.“ (Andrea Hufnagl)

„Speziell das detaillierte Kennenlernen der Rituale fand ich sehr bereichernd. Da bist Du jahrelang als Teilnehmer in den Sesshins und wenn Du dann während der Ausbildung „auf die andere Seite“ wechselst, dann fragst Du dich zum Beispiel, Wie viele Gongschläge waren es nochmal als Überleitung zum langsamen Gehen?! Auch die Bedeutung jeder einzelnen Klangabfolge, ob Außenglocke, Klanghölzer, Gongs, hat mein Verständnis vertieft.“ (Heiko Wassmann)

Die Ausbildung gehört zu den Angeboten am Benediktushof, die Zen- und Kontemplationsübende gleichermaßen ansprechen möchte. Beide Willigis Jäger Linien entspringen derselben Quelle und sind in ihrer jeweiligen Tradition tief verankert. Es hat sich als bereichernd erwiesen, ein Grundverständnis für beide Richtungen zu entwickeln.

„Es ist gut, über den Tellerrand zu schauen. Daher halte ich es für eine hervorragende Idee, sowohl Zen als auch Kontemplation in eine gemeinsame Ausbildung zu übernehmen.“ (Falk Tettweiler)

Hier skizziert die Leiterin der Weiterbildung, Renate Dümmig die wichtigsten Ausbildungsinhalte:

Termine und Infos zum nächsten Ausbildungbeginn

Begegnungswochenende für Sitzgruppenleiter:innen und Interessierte

Neben der Ausbildung bietet die West-Östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung auch ein regelmäßiges Treffen für Sitzgruppenleiter:innen und solche, die es noch werden wollen an. Das nächste Begegnungswochenende mit Vorträgen, Austausch und Workshops findet im Januar auf dem Benediktushof statt und hat das Schwerpunktthema Sitzgruppen im Alltag. Wie werden sie sichtbar? Wie offen sind sie? Wie können speziell auch junge Menschen angesprochen werden? Mehr Infos hier.

Unsere Stiftung sieht es als ihre Aufgabe an, Zen und Kontemplation in der Tradition von Willigis Jäger vielen Menschen zugänglich zu machen. Deswegen fördern wir das Verzeichnis der Sitzgruppen, die Ausstattung bei Neugründung, die Ausbildung und Vernetzung.

Zur Übersicht der geförderten Angebote für Sitzgruppen.

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