Zen-Linie Leere Wolke

Zen & Kontemplation

Zen-Linie Leere Wolke

Zen, wie es in der Nachfolge von Willigis Jäger verstanden wird

Über Zen zu schreiben ist heute immer noch genauso rätselhaft, wie es damals für den chinesischen Meister des Chan-Buddhismus Hui Neng im 7. Jahrhundert war. Was sich trotz aller Geheimnisse, die jed:er nur selbst entdecken kann, sagen lässt: Zen ist Unmittelbarkeit und Gegenwart. Und Gegenwart kann nicht erreicht werden: Sie ist ja immer schon. Auch wir sind letztlich nichts anderes als Gegenwart. Deswegen brauchen wir sie weder zu suchen noch erreichen zu wollen. Aber wir können ihrer gewahr werden, indem wir präsent sind.

Letztenendes geht es im Zen um eine unmittelbare und umfassende Einsicht in die Wirklichkeit, erfahrbar von jedem zu jeder Zeit ohne konzeptionellen Rahmen und nicht offenbart durch Institutionen. Diese Einsicht drückt sich aus in Weisheit und Mitgefühl.

Über Zen zu reden oder zu schreiben bedeutet einer Schlange Füße anzukleben.

Hui Neng (638 – 713)

Zen-Linie „Leere Wolke“

Die Tradition des Zen ist im stetigen Wandel begriffen und da es beim Zen immer um die Unmittelbarkeit, Einheit und Gegenwart geht, hat sich die Tradition genau daran zu orientieren.

Ausrichtung der Linie

Der Zen-Meister Willigis Jäger, seine Nachfolger:innen und von ihm benannten Zen-Lehrer:innen hatten und haben den Auftrag, Zen in das aktuelle westliche Umfeld zu inkulturieren und nach zeitgenössischen, für uns adäquaten Ausdrucksformen zu suchen. Die Zen-Linie „Leere Wolke“ entstand im Jahr 2009. Die Linien-Gründer:innen Willigis Jäger, Doris Zölls und Alexander Poraj fanden die Zeit reif dafür, die äußeren Umstände der Zen-Übung, wie auch bestimmte formelle Aspekte des Zen, mit dem Zeitgeist der westlichen Kultur in Einklang bringen. Dazu gehören insbesondere:

  • die Gleichberechtigung der Geschlechter,
  • der Status aller Lehrenden, Meister:innen und Praktizierenden als Laien, also der Verzicht auf jegliche Form von Ordination und Weihen inklusive deren äußerer Insignien,
  • die konsequente Einbeziehung des Alltags als Übungsfeld und
  • die konstruktive Zusammenarbeit mit den modernen Wissenschaften.

Damit kann in der Linie „Leere Wolke“ das Zen von allen Personen geübt werden, ohne dass sie sich genötigt fühlen müssen, einer Religion beizutreten oder sie zu verlassen oder sonst wie ihren Status verändern zu müssen. Diese Tatsachen halten wir für wichtig und dem Zen-Geist und seiner Lebendigkeit entsprechend.

Chinesische und Japanische Wurzeln der „Leeren Wolke“

Zen bleibt lebendig durch das Wirken seiner Meister und der Menschen, die von ihnen begleitet werden. Willigis wurde sowohl von einem japanischen Zen-Meister wie später auch von einem chinesischen Chan-Meister als jeweiliger Nachfolger anerkannt. Er steht in einer authentischen (ununterbrochenen) Tradition und die von ihm begründete Zen-Linie „Leere Wolke“ hat zwei Wurzeln.
Die japanische Wurzel entstammt der Zen-Linie Sanbo-Zen International, die sich wiederum als eine Reformbewegung des japanischen Zen versteht und die beiden noch bestehenden Hauptrichtungen Soto und Rinzai integriert. Von dem chinesischen Chan-Meister Jing-Hui (1933-2013) wurde Willigis in der Linchi-Linie (chinesisch für Rinzai) bestätigt. Linchi (gest. 866) war einer der bedeutendsten chinesischen Chan-Meister. So fließen viele Bestandteile, wie zum Beispiel die sogenannte Koan-Schulung in die Praxis der Linie ein.

Begleitung auf dem Zen-Weg

Die gegenseitige Begleitung auf dem Lebensweg ist wohl eine der ältesten menschlichen Traditionen. Zen ist ein Lebensweg.

Begleitung auf dem Zen-Weg bedeutet in unserer Linie: Alle Personen, die sich dafür entscheiden, mit uns gemeinsam den Übungsweg zu gehen, können die Möglichkeit in Anspruch nehmen, sich von ausgebildeten und autorisierten Lehrer:innen begleiten zu lassen. Mit ihren 70 Lehrer:innen gehört die Zen-Linie „Leere Wolke“ zu den größten Linien des Westens und ist in zahlreichen Ländern Europas und den USA vertreten.
Für die Begleitung von Übenden hat die Zen-Linie Leere Wolke Grundsätze und Regeln entwickelt, deren Einhaltung eine Ethik-Kommission überwacht. Ihre Mitglieder sind Ansprechpartner:innen bei Fragen dazu.



Zen und Religion


Zen ist seinem Wesen nach nicht gebunden an eine Konfession, an ein religiöses Bekenntnis, an eine Philosophie oder gar an eine Ideologie. Ob sich jemand als Christ versteht oder als Buddhist, als Moslem, Jude oder Hindu wird durch die Praxis des Zen nicht beeinträchtigt. So gibt es Christen, die Zen praktizieren genauso wie Angehörige aller anderen Religionen oder Menschen, die sich keinem Bekenntnis zugehörig fühlen. Gleichfalls können auch Zen-Lehrende oder Zen-Meister:innen Christ:innen sein und bleiben.


Religionen sind wie die bunten Fenster einer Kathedrale durch die das Licht fällt.

Willigis Jäger

Buddha steht im Sanskrit für eine erwachte Person. Präsent zu sein bedeutet völlig selbstvergessen zu sein. Eins zu sein mit dem, was ist. Wir erfahren die Wirklichkeit als „Ist“, als ein grenzenloses unmittelbares Jetzt. Diesen Moment nennt man „Erwachen” und die Person, die es realisiert hat, erwacht.

Zen wird nun häufig mit dem Buddhismus in einem Atemzug genannt und das „Stille Sitzen“ verstanden als Buddhistische Praxis. Zen hat sich zweifellos innerhalb des Buddhismus entwickelt als buddhistische Mönche im fünften und sechsten Jahrhundert von Indien nach China einwanderten und dort in Berührung mit dem Taoismus kamen. Zen heißt im Chinesischen Chan und wurde erst zum Zen, als es von japanischen Mönchen im 13. Jahrhundert in Japan eingeführt wurde. Der Zen-Buddhismus stellt auch heute noch einen Pfad innerhalb des umfangreichen Wegenetzes des Buddhismus dar.

Zen, wie es in der Linie „Leere Wolke“ verstanden wird ist säkular und religionsübergreifend.

Die Übung des Zen


„Das wahre Wesen allen Seins ist nicht etwas, das durch Disziplin erreicht oder erlangt wird.“

Zen-Meister Bankei

Es ist die Übung, in die Präsenz zu kommen und den bewertenden Geist hinter sich zu lassen.

„Es ist nicht eine Beschaffenheit des Geistes oder religiöser Ekstase; es ist dort, wo du stehst, makellos so, wie es ist. Alles, was du tun musst, um es zu erkennen, ist, du selbst zu sein, genau wie du bist; zu tun, genau was du tust, ohne Kommentar, Befangenheit oder Urteil.“
Diese Worte des Zen-Meisters Bankei zeigen auf, in welche Richtung die Zen-Praxis geht.

Zazen, Kinhin und Samu

Beim Zazen, dem „nur Sitzen“, wird die Aufmerksamkeit auf den Körper oder den Atem fokussiert. Wird die Aufmerksamkeit eine Zeit lang gehalten, erleben wir die Präsenz, das einfache Dasein im Hier und Jetzt. Neben dem Zazen gibt es die Übung des Kinhin, des achtsamen Gehens, oder auch Samu, das achtsame Arbeiten. Eingebettet sind die Übungen in Rituale, die alle dazu dienen, die Aufmerksamkeit zu schärfen.

Einführungskurse

Um einen Einstieg in die Übung zu finden und sich mit Ritualen und Abläufen vertraut zu machen, ist ein Einführungskurs notwendig. Wichtig ist, dass sie von ein:er autorisierten Zen-Lehrer:in oder Zen-Meister:in durchgeführt werden. Die Zen-Einführungskurse am Benediktushof in Holzkirchen werden von Zen-Lehrer:innen oder Zen-Meister:innen der Linie „Leere Wolke“ abgehalten.

In einer Gruppe üben

Wer Zen praktizieren möchte, sollte neben seiner persönlichen Praxis immer auch in einer Gemeinschaft (Sangha) üben. Eine Gruppe unterstützt einen sehr in der Übung. Sie gibt uns die Kraft auszuhalten und konsequent an der Übung zu bleiben. Darüber hinaus sind die Mitmenschen für uns ein Spiegel und helfen uns, damit unsere Egostruktur zu erkennen und zu korrigieren.

Eine Gemeinschaft ist jedoch nicht nur eine Unterstützung für die eigene Praxis, sondern sie ist selbst ein wesentlicher Teil der Übung. In ihr können wir uns in dem Miteinander mit allen Wesen schulen, das von Achtsamkeit und Ehrfurcht geprägt sein sollte. Hier finden Sie eine Übersicht von Meditationsgruppen in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern im Umfeld der Willigis Jäher Linien.

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