Zen-Linie Leere Wolke

Zen & Kontemplation

Zen-Linie Leere Wolke

Zen und Chan, wie wir es verstehen und leben

Über Zen zu schreiben ist heute immer noch genauso rätselhaft, wie es damals für den chinesischen Meister des Chan-Buddhismus Hui Neng im 7. Jahrhundert war. Was sich trotz aller Geheimnisse, die jede:r nur selbst entdecken kann, sagen lässt: Zen und Chan sind Namen für den etwas genaueren Einblick in die Beschaffenheit der Wirklichkeit. Diese wiederum ereignet sich als das Sosein, Augenblick für Augenblick, immerzu frisch und neu. Die Wirklichkeit ist weder ein Ding noch ein Etwas, lässt sich weder erfassen, bestimmen noch erreichen. Sie ist weder von uns getrennt, noch sind wir ein Teil von ihr. Was ist sie also? Genau das ist das offene Geheimnis des Lebens und der Praxis, genannt Chan und Zen. Wir können uns darauf mit Haut und Haaren einlassen. Das ist mit Za-Zen gemeint, der als Zen-Praxis bekannten Haltung. Diese Art der Praxis kann weder übermittelt noch erfasst werden. Sie ist und bleibt ein persönliches Erwachen.

Wer weiß, vielleicht liegt gerade darin das wirklich große Abenteuer der Menschheit, tiefer ins Leben einzutauchen? Genau dafür stehen Chan und Zen.

Über Zen zu reden oder zu schreiben bedeutet einer Schlange Füße anzukleben.

Hui Neng (638 – 713)

Zen-Linie „Leere Wolke“

Die Tradition des Zen ist im stetigen Wandel begriffen und da es beim Zen immer um die Unmittelbarkeit, Einheit und Gegenwart geht, hat sich die Tradition genau daran zu orientieren.

Unsere Herkunft

Die „Linie Leere Wolke West-Östliche Zen-Schule“ wurde am 1. Januar 2025 von den Dharma-Nachfolger:innen von Willigis Jäger, Gisela Drescher, Alexander Poraj, Manfred Rosen, Paula Weber und Doris Zölls ins Leben gerufen. Sie ist die Nachfolge-Linie der „Leere Wolke Zen-Linie Willigis Jäger“ und nimmt diese in sich auf. Der Namensteil „Linie Leere Wolke“ knüpft sowohl an Willigis Jäger (Ko’un-ken) an als auch an den chinesischen Chan-Meister Xiao Guyan (Hsu Yun). Die Dharma-Namen beider Meister bedeuten „Leere Wolke“. Mit der Verwendung des Namens „Leere Wolke“ drückt die Schule ihre Dankbarkeit an die direkten Dharma-Vorgänger aus. Mit dem Wort „Linie“ sieht sie sich fest verankert in der Übertragungslinie des chinesischen Meisters des 9. Jh. Linji Yixuan (jap. Rinzai Gigen), dessen Dharma die Gründer:innen der Schule in der 46. Generation weitertragen.

Mit dem Namensteil „West-Östlich“ soll darauf hingewiesen werden, dass es sich bei der Schule um eine westliche Gründung handelt und damit bereits um einen gelebten Ausdruck des interkulturellen Geschehens, welches weiterhin lebendig gehalten werden will. Mit der Bezeichnung „Schule“ soll der Aspekt der kontinuierlichen Fort- Aund Weiterbildung in den Mittelpunkt gestellt werden.

Die „Linie Leere Wolke West-Östliche Zen-Schule“ ist keine juristische Person. Sie stellt eine freie Form menschlichen Zusammenkommens dar, in der sich Meister:innen, Lehrer:innen und fortgeschrittene Studierende der Linie zusammenfinden, weil sie gemeinsame Einsichten teilen und diese weiter vertiefen möchten.

Mit dem Inhalt und dem Anliegen sind wir mit der von Willigis Jäger gegründeten „West-Östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung“ verbunden, deren Aufgabe es ist, das geistige Erbe von Willigis Jäger weiter zu entwickeln. Unsere Schule versteht sich als ein Teil dieser Weiterentwicklung.

Wo wir heute stehen

Unsere Schule befindet sich im kontinuierlichen Dialog mit den Einsichten und Erkenntnissen sowohl der östlichen als auch der westlichen Kultur. Infolgedessen kommt es verständlicherweise dazu, dass wir immer wieder Neuformulierungen und Neuinterpretationen vornehmen.

Grundsätzlich galt und gilt für unsere Lehrer:innen Gemeinschaft folgendes:

  • Das Verständnis von Chan und Zen, auf Einsichten des Shakyamuni Buddha beruhend, kann von jeder Person unabhängig seiner religiösen-politischen-sozialen Zugehörigkeit vollzogen werden.
  • Der Übertritt oder Beitritt zum „Buddhismus“, verstanden als Religionsgemeinschaft und /oder Voraussetzung für die Chan/Zen-Praxis wird bei uns nicht vollzogen.
  • Chan und Zen ist von Laien für Laien und damit wird dem Leben in seinem jeweils ganz individuellen Alltag Vorrang eingeräumt.
  • Die Gleichberechtigung von Geschlechtern oder unterschiedlichen sexuellen Orientierungen wird selbstverständlich akzeptiert.
  • Wir sind als Schule eigenständig, daher stehen wir in keinerlei Abhängigkeit zu anderen Linien oder Schulen.

Chinesische und Japanische Wurzeln der „Leeren Wolke“

Zen bleibt lebendig durch das Wirken seiner Meister und der Menschen, die von ihnen begleitet werden. Willigis wurde sowohl von einem japanischen Zen-Meister wie später auch von einem chinesischen Chan-Meister als jeweiliger Nachfolger anerkannt. Er steht in einer authentischen (ununterbrochenen) Tradition und die von ihm begründete Zen-Linie „Leere Wolke“ hat zwei Wurzeln.
Die japanische Wurzel entstammt der Zen-Linie Sanbo-Zen International, die sich wiederum als eine Reformbewegung des japanischen Zen versteht und die beiden noch bestehenden Hauptrichtungen Soto und Rinzai integriert. Von dem chinesischen Chan-Meister Jing-Hui (1933-2013) wurde Willigis in der Linchi-Linie (chinesisch für Rinzai) bestätigt. Linchi (gest. 866) war einer der bedeutendsten chinesischen Chan-Meister. So fließen viele Bestandteile, wie zum Beispiel die sogenannte Koan-Schulung in die Praxis der Linie ein.

Die Lehrenden

Fakt ist, dass die mit Chan und Zen verbundene Einsichten und Erfahrungen weder erfasst noch übermittelt werden können. Diese Tatsache bestimmt sowohl das Selbstverständnis, als auch die Rolle der Lehrenden innerhalb unserer Schule. Wir sehen uns in der Aufgabe, interessierte Personen in die Einsichten des Chan und Zen zu begleiten.

Zen und Religion


Zen ist seinem Wesen nach nicht gebunden an eine Konfession, an ein religiöses Bekenntnis, an eine Philosophie oder gar an eine Ideologie. Ob sich jemand als Christ versteht oder als Buddhist, als Moslem, Jude oder Hindu wird durch die Praxis des Zen nicht beeinträchtigt. So gibt es Christen, die Zen praktizieren genauso wie Angehörige aller anderen Religionen oder Menschen, die sich keinem Bekenntnis zugehörig fühlen. Gleichfalls können auch Zen-Lehrende oder Zen-Meister:innen Christ:innen sein und bleiben.


Religionen sind wie die bunten Fenster einer Kathedrale durch die das Licht fällt.

Willigis Jäger

Buddha steht im Sanskrit für eine erwachte Person. Präsent zu sein bedeutet völlig selbstvergessen zu sein. Eins zu sein mit dem, was ist. Wir erfahren die Wirklichkeit als „Ist“, als ein grenzenloses unmittelbares Jetzt. Diesen Moment nennt man „Erwachen” und die Person, die es realisiert hat, erwacht.

Zen wird nun häufig mit dem Buddhismus in einem Atemzug genannt und das „Stille Sitzen“ verstanden als Buddhistische Praxis. Zen hat sich zweifellos innerhalb des Buddhismus entwickelt als buddhistische Mönche im fünften und sechsten Jahrhundert von Indien nach China einwanderten und dort in Berührung mit dem Taoismus kamen. Zen heißt im Chinesischen Chan und wurde erst zum Zen, als es von japanischen Mönchen im 13. Jahrhundert in Japan eingeführt wurde. Der Zen-Buddhismus stellt auch heute noch einen Pfad innerhalb des umfangreichen Wegenetzes des Buddhismus dar.

Zen, wie es in der Linie „Leere Wolke“ verstanden wird ist säkular und religionsübergreifend.

Die Übung des Zen


„Das wahre Wesen allen Seins ist nicht etwas, das durch Disziplin erreicht oder erlangt wird.“

Zen-Meister Bankei

Es ist die Übung, in die Präsenz zu kommen und den bewertenden Geist hinter sich zu lassen.

„Es ist nicht eine Beschaffenheit des Geistes oder religiöser Ekstase; es ist dort, wo du stehst, makellos so, wie es ist. Alles, was du tun musst, um es zu erkennen, ist, du selbst zu sein, genau wie du bist; zu tun, genau was du tust, ohne Kommentar, Befangenheit oder Urteil.“
Diese Worte des Zen-Meisters Bankei zeigen auf, in welche Richtung die Zen-Praxis geht.

Zazen, Kinhin und Samu

Beim Zazen, dem „nur Sitzen“, wird die Aufmerksamkeit auf den Körper oder den Atem fokussiert. Wird die Aufmerksamkeit eine Zeit lang gehalten, erleben wir die Präsenz, das einfache Dasein im Hier und Jetzt. Neben dem Zazen gibt es die Übung des Kinhin, des achtsamen Gehens, oder auch Samu, das achtsame Arbeiten. Eingebettet sind die Übungen in Rituale, die alle dazu dienen, die Aufmerksamkeit zu schärfen.

Einführungskurse

Um einen Einstieg in die Übung zu finden und sich mit Ritualen und Abläufen vertraut zu machen, ist ein Einführungskurs notwendig. Wichtig ist, dass sie von ein:er autorisierten Zen-Lehrer:in oder Zen-Meister:in durchgeführt werden. Die Zen-Einführungskurse am Benediktushof in Holzkirchen werden von Zen-Lehrer:innen oder Zen-Meister:innen der Linie „Leere Wolke“ abgehalten.

In einer Gruppe üben

Wer Zen praktizieren möchte, sollte neben seiner persönlichen Praxis immer auch in einer Gemeinschaft (Sangha) üben. Eine Gruppe unterstützt einen sehr in der Übung. Sie gibt uns die Kraft auszuhalten und konsequent an der Übung zu bleiben. Darüber hinaus sind die Mitmenschen für uns ein Spiegel und helfen uns, damit unsere Egostruktur zu erkennen und zu korrigieren.

Eine Gemeinschaft ist jedoch nicht nur eine Unterstützung für die eigene Praxis, sondern sie ist selbst ein wesentlicher Teil der Übung. In ihr können wir uns in dem Miteinander mit allen Wesen schulen, das von Achtsamkeit und Ehrfurcht geprägt sein sollte. Hier finden Sie eine Übersicht von Meditationsgruppen in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern im Umfeld der Willigis Jäher Linien.

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